Wir müssen den Sack in Weiden zu machen…. 1


Josef rief mich eine Woche vor der Regatta in Weiden an und beichtete mir, dass er in Mattsee (eine Woche nach Weiden) nicht dabei sein kann weil er beim Roten Kreuz Dienst machen müsse. Er entschuldigte sich förmlich, dass er seinen Vorschot-Dienst nicht machen kann und er mache sich auch Sorgen über unsere Platzierung – wir müssen vor Christian (den Kimmeswengers) bleiben und Fritz (mit Vorschoter Bsirski) könnten wir möglicherweise auch mal hinter uns lassen – aber wie?

Ich beruhigte Josef mit den Worten:

„Na ja, da müssen wir eben in Weiden schon den Sack zu machen!“

Am Freitag den 15.9.2017 war es dann soweit: Josef mit Freundin Petra und ich reisten bereits einen Tag früher nach Weiden am Neusiedlersee um ausgeschlafen die Regatta antreten zu können. Samstag Morgen waren wir auch fit und ausgeschlafen, zumal wir am Vorabend im Buschenschank viele der guten Tropfen schweren Herzens an uns vorüber ziehen ließen – vermutlich der erste große Fehler. Denn trotzdem verlief unsere erste Wettfahrt so unkonzentriert wie noch selten. Wir machten Fehler über Fehler – schlechter Start, die Wende zur Luv-Boje zu früh, mit Würgen die Luv-Boje erreicht aber letztens noch berührt, Probleme beim Spi bergen und dadurch die Lee-Boje an der falschen Seite passiert und – zu unserer Verwunderung deutete uns die Regattaleitung nach unserem vermeintlichen Zieldurchgang nach 2 Runden noch eine weitere Runde zu segeln, was wir ohne lang zu hinterfragen auch machten. Zu unserem unsäglich großen Bedauern war auch Fritz auf Grund unserer so gut gemeinten Information am Start dass es nur „zwoa Stabal san“ auch auf falschem Kurs.

Erstaunlicherweise ersegelten wir Platz 7, aber dennoch weit hinter unseren Erwartungen. Diese Wettfahrt hofften wir als Streicher abhaken zu können. Wäre ja nicht das erste Mal, dass wir mit einem Streicher beginnen. Um unsere Nerven zu beruhigen „belohnten“ wir uns mit einem Mars, das macht bekanntlich mobil!

Dann die zweite Wettfahrt: Wir segelten gerade die Startlinie ab, als ein Zischen mit einem Knall und dem Setzen der Klassenflagge uns signalisierte: „hoppala, es sind nur noch 5 Minuten bis zum Start!“. Josef drückte sofort den Startknopf an der Regattauhr – ok, soweit passte alles auf der Koralle. Unser Windex zeigte uns über die ganze Startlinie das PinEnd, also die Startboje war bevorzugt. Unsere Strategie war daher, die letzten Sekunden die Startlinie in vollem Speed entlang zur Boje zu segeln und bei 0 hart am Wind über die Startlinie zu schießen. Nachdem wir mindestens 2 x am Startschiff vorbei gesegelt waren, sahen wir, dieses Mal eindeutig, die Zahl 2 am Startschiff angebracht . Also 2 Runden zu segeln, war doch beim SCK auch so! Der Start gelang uns perfekt. Die gelbe Aquila und wir starteten am PinEnd. Nach der Wende auf Wind von Bbd waren alle, bis auf die Startnummer 2001, hinter uns. Nach 2 Runden sahen wir, dass Beidl mit der Nummer 2001 und Kalhamer nach der Lee-Tonne nicht Richtung Ziel, sondern noch eine 3. Runde segelten . Für uns war das komisch, aber wir sagten uns: „die werden schon wissen was sie tun – also Ihnen nach“. Fix holten wir die Segel dicht und gingen auf Aufholjagd.

Auf dem letzten Schenkel zur Lee-Tonne wollte Christian (die Kimmeswengers) auf unsere Luv-Seite wechseln um somit die sichere Innenposition bei der Lee-Boje zu bekommen. Ich musste mehrmals mit Kurs ändern signalisieren – NEIN – DU NICHT- NEIN !! Die letzte Wendemarke kam endlich „rettend“ näher. Wir rundeten und gingen als 3. durchs Ziel. Welch´ Freude, diese Platzierung nach so einer schlechten ersten Wettfahrt. Außerdem konnten wir Christian und Fritz hinter uns lassen!

Es folgte die 3. Wettfahrt: Wie immer segelten wir mehrmals die Startlinie ab. Wieder war die Startboje bevorzugt und – am Startboot wurde wieder die Zahl „2“ angezeigt. Auf unsere Frage ob die Zahl „2“ schon stimme bekamen wir ein deutliches nicken – „ja das ist schon richtig“.

Der Start gelang uns wieder perfekt und wir kreuzten voll motiviert zur Luv-Tonne. Nach der zweiten Runde Richtung Lee-Tonne war Christian knapp vor uns. Mit einer abgestimmten Kursänderung auf Halbwind konnten wir Christian überraschen und uns auf die Bbd-Position von Christian bringen und waren damit bei der Bojenrundung wieder vorne. Vor uns segelten Beidl und Kalhamer wieder eine 3. Runde. Eh klar, die Zahl „2“ bedeutet 3 Runden – warum auch immer.

Auf dem letzten Schenkel zur Leetonne sahen wir, dass Kalhamer mit Spi ins Ziel segeln wird. Josef´s Frage: „Ferdl, lossn wir eahm a obn?“ beantworte ich mit einem bestimmten „NEIN“ und wir bargen den Spi. Kalhamer rundete mit Spi 2 Bootslängen vor uns. Er hatte Probleme, der Spi fiel ein und jetzt witterten wir unsere Chance! Ich forderte von Josef exakt nach den Windfäden zu trimmen. Kalhamer war nur noch 1 Bootslänge vorne. Unter lautstarker „Diskussion“ mit seiner Ehefrau (hier „Vorschoterin“) setzte er die Genua und barg den Spi. Wir näherten uns der Ziellinie – wir waren nur noch eine ½ Bootslänge hinter Kalhamer, das wird knapp! Kalhamer versuchte noch etwas abzufallen um noch mehr Speed ins Boot zu bekommen, aber wir gingen klarerweise mit. Die Ziellinie war schon ganz nahe – es könnte sich ausgehen und … Marlene am Startschiff senkte ihr Fernglas und wir hörten noch hinter uns die Regattaleitung protokollieren: „AUT 127 vor 213 und vor 2002“! Wir hatten es tatsächlich geschafft, vor den Kalhamers als zweiter durchs Ziel zu gehen. Die Freude war übergroß.

Die 4. Wettfahrt beendeten wir als Fünftplatzierte.

Da der Wetterbericht für Sonntag sehr ungemütliches Segelwetter (extrem viel Regen mit ar….-kaltem Wind) voraussagte, beschloss die Regattleitung mit Zustimmung aller Teilnehmern das Regattawochenende mit diesen 4 Wettfahrten zu beenden. So gab es nach dem köstlichen und opulenten Segleressen mit Fleischlaberl, Blunzen und mehr Schmankerln (nachträglich ein 3faches „Hip hip hurra!“ an die Küche), anschließend die Siegerehrung. Vorweg wurde auch das Geheimnis um die Zahl „2“ gelüftet. In der Segelanweisung stand, dass beim Kurs1 2 Runden und beim Kurs2 3 Runden zu segeln sind. Tja, wer liest ist doch klar im Vorteil! Unter Applaus und Blitzlichtgewitter durften 11 Siegercrews die Gesamtwertung entgegen nehmen – wir sackten mit großer Freude den 3. Gesamtrang ein.

Der Sack ist zu! Yeah- wir sind in der Jahres-Bestenwertung auf Platz 4! Dachten wir zu dem Zeitpunkt.

Unsere Freunde aus dem YES …

Erleichtert und entspannt, zumal wir am Sonntag keine Wettfahrt mehr segeln mußten, feierten wir Segler bis spät in die Nacht gemeinsam mit unseren Freunden vom Segelklub YES Weiden die mit ihrem ausgezeichneten Wein obendrein unseren Gaumen verwöhnten.

Am Dienstag den 16.9.2016 schrieb mir Josef dann per Mail die ernüchternde Nachricht: „Wir sind nur 2,19 Punkte vor Fritz! Ich kann in Mattsee die letzte Regatta nicht mit dir segeln, denn ich muss den Rotkreuz Dienst machen. Wie willst du das schaffen???“ Meine Antwort: „Ich segle mit Petra und wir, darauf kannst du dich verlassen, wir geben unser Bestes! Und du bitte, bete zu Gott um entweder wenig Wind, damit haben wir ev. einen Gewichtsvorteil, oder um viel Glück oder bete einfach um 2 Flautentage.“

Ob hier ein Gebet ausschlaggebend war weiß ich nicht – jedenfalls in Mattsee gab es 2 Flautentage und damit sind wir, Josef als Vorschoter und ich als Steuermann in den Bestenlisten 2017 auf Platz 4, was uns natürlich besonders freut.

Andererseits – ich hätte mich sehr gerne mit Petra dem Match gestellt. Vielleicht passt es im kommenden Jahr und können das nachholen.

Zum Abschluss noch ein SMS von Josef das unsere Motivation und Begeisterung zeigt: „Heuer noch ‚Blech‘, nächstes Jahr gibt’s was Edelmetalliges 😊“.

Weitere Links:

 

 

Petra, Josef, Ferdinand
AUT127


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Ein Gedanke zu “Wir müssen den Sack in Weiden zu machen….

  • Fritz Wallisch

    Lieber Ferdinand, lieber Josef, liebe Petra (streng nach Hierarchie!!)

    Super euer „aufhellender“ Bericht. Nachdem (vor allem meine) Seglerdepression endlich abgeklungen ist, gratulieren wir auf das herzlichste zu eurem Saisonerfolg. Ihr habt ja in Weiden mit bekommen, dass es uns auch ordentlich gefeigelt hat. Erste Wettfahrt verfahren (allerdings nicht nur wir), zweite Wettfahrt Bojenberührung unter Spi (Ringerl sehr zeitraubend), dritte Wettfahrt offensichtlich etwas am Schwert verhängt (Kittingers sind an uns vorbei gerauscht, als ob wir geankert hätten), vierte Wettfahrt OK. So gesehen haben wir eine gute Platzierung schon in den ersten zwei Wettfahrten begraben. Aber was Solls, selber schuld. Die ganze Saison war ja etwas verkorkst – aber wir kommen wieder, versprochen!!
    Jedenfalls werde ich alles über den Winter analysieren, damit wir euch nächstes Jahr wieder ein würdiger Gegner sein können. Die Revanche am Mattsee ist ja leider dem nicht vorhandenen Windgott zum Opfer gefallen – euch wird es ja weniger gestört haben !!!
    Aber Spaß beiseite, nochmals herzlichste Gratulation, aber nächstes Jahr werden wir euch wieder jagen, ihr seid ja immerhin unsere „Lieblingsgegner“.
    Fritz, Edgar, Monika
    AUT 29