Prolog 1
Wir erinnern uns zurück,wie alles begann….
Bei unserer 1. Regatta 2022 am Altmühlsee in Deutschland, wurde ein Plan geschmiedet, der 2 österreichische Teams zur Regatta nach Gießen bei Frankfurt, zu unseren Segler-Kollegen Bärbl und Marcus Wörz, bringen sollte. Das Datum vom 1.-3.7. wäre fixiert gewesen.
Da uns von Familie Wörz 2 Boote zur Verfügung gestellt wurden, um uns Österreichern die Anreise zu ihrem Heimathafen so bequem wie möglich zu machen, wurde die Idee geboren, die Anreise per Flugzeug zu tätigen.
Team Raoul und Maria Otter – AUT 2000 buchten ihren Flug von Graz nach Frankfurt.
Team Christian und Monika Kimmeswenger – AUT 2002 von Linz nach Frankfurt.
Segel und Segelutensilien konnten wir der Familie Wörz bei der ÖM in Seeham mitgeben. Also blieb nur mehr Handgepäck. So luxuriös werden wir kein 2. Mal zu einer Regatta kommen, dachten wir mit Vorfreude.
Wie es aber im Leben nun mal ist, kommt alles anders als man denkt.
Prolog 2
Anreise am 1.7.2022 nach Gießen DE
Tage vor unserer Reise, wurde in den Medien von stornierten Flügen und chaotischen Zuständen an den Flughäfen berichtet. Bilder von gestrandeten Fluggästen wurden ausgesendet. Da wir positiv denkende Menschen sind, war klar, uns würde so etwas nicht passiert! Und so kam es, dass jener Dominostein umgefallen ist, der eine Kette von nicht geplanten Hindernissen ausgelöst hatte.
Um kurz auszuholen, damit man die Dramatik dahinter versteht, muss ich erklären, dass wir unsere beiden Flüge, Graz-Frankfurt bzw. Linz-Frankfurt und retour, so getimt hatten, dass wir in etwa zur selben Zeit landen, uns gemeinsam ein Auto mieten und ab nach Gießen fahren würden. Zurück im selben Takt.
Am Vorabend, des 1. Juli, wurde der Flug für AUT 2002 – also unserer – storniert. Mit dem Flug Graz – Frankfurt schien es nach Rücksprache mit Maria keinerlei Probleme zu geben. Ausarbeitung des Plan „B“ begann. Am nächsten Vormittag dann eine Nachricht von Lufthansa im Postfach, mit Daten zur Flug-Alternative: 14:15 anstatt 18:45…uih, jetzt aber AVANTI!
Mit 2 Stunden Verspätung hob Air Dolomiti nach Frankfurt ab. Ohne besonderen Vorkommnissen und mit Vorfreude auf Marcus und Bärbel, betraten wir Deutschen Boden am Flughafen Frankfurt am Main. Wäre da nicht eine Nachricht der „Aquila Mission Control“ per WhatsApp eingetroffen, ” Der Flug Graz-Frankfurt wurde storniert, Familie Otter fährt mit dem PKW.”
Diese Info löste das nächste Problem aus. Mit deren gestrichenen Flug, wurde auch der Mietwagen gecancelt. Kein Problem, mit dem eigenen Mietwagen, werden wir weiterreisen, dachten wir. Jedoch falsch gedacht. Am Frankfurter Flughafen, irrten hunderte Menschen – mit verstörten Blicken – zwischen den Mietwagen Anbietern umher, welche ebenfalls gestrandet waren. Jene die mit dem PKW weiter kamen, taten das auch. Somit gab es keine Autos mehr bei AVIS und CO.
Also, nächster Plan (Plan C ?), die Deutsche Bahn.
Mit dem Handy wurde die nächste Verbindung nach Gießen geprüft und gefunden. Da waren wir sehr überzeugt, in fünf Minuten den Weg zum Bahnsteig zur finden, in den Zug einzusteigen und mit unserer Reise fortzufahren. Erreicht hatten wir das Ziel, die Bahngleise 1 und 2. Doch laut Anzeigetafel war kein Zug nach Gießen dabei. Schnell zum Bahnsteig 3. Also Treppen hoch, 100 Meter laufen, Treppen hinunter, ein Ticket gekauft, und immer noch 2 Minuten bis zur Abfahrt. Zur Sicherheit fragten wir einen, auf den Zug wartenden Herren, ob hier der Zug nach Gießen fährt. Sein Kopfschütteln und sein Hinweis mit der Hand zur anderen Seite des Bahnsteiges, lies uns wieder loslaufen. Treppe hoch, 100 Meter laufen, vorbei an Menschen, die uns im Weg standen, Treppe hinunter und in den, kurz vor Abfahrt stehenden Zug, hinein. Unser Bauchgefühl ließ uns die nette Dame im Zug fragen, ob wir nun im richtigen Zug nach Gießen wären, aber auch diesmal hatten wir kein Glück und stiegen endtäuscht aus dem Wagon. Irgendwie war es wie bei einer Regatta 5 Minuten vorm Start. Die Startlinie hin und her abfahren und dann doch einen verhunzten Start hinlegen.
Nun erschien, wie bei einem Comic, über unseren Köpfen, ein großes Fragezeichen und eine Sprechblase mit den Worten: „Wo fährt den nun der Zug nach Gießen ab!?
Da wir nun Zeit zum Nachdenken und zum Lesen der Hinweisschilder hatten, konnten wir entnehmen, dass es 2 Bahnhöfe gibt. Den Regionalbahnhof, auf den wir uns befanden, und den Fernbahnhof, am anderen Ende des Flughafens.
Nach 10 Minuten Fußmarsch erreichten wir den anderen Bahnhof, aber die Anzeigetafel passten nicht mit unseren Informationen der Tickets überein. Am Infostand gab es dann endlich die Aufklärung.
Erstens: Wir haben ein zu teures Ticket gekauft, es gäbe nämlich ein 9,00 Euro Ticket und Zeitens: wir befinden uns am falschen Bahnhof, wir müssten zum Regionalbahnhof und hätten noch 30 Minuten Zeit bis zur Abfahrt. Also zurück zum Start! Mit dem Hin und Her und doch wieder zurück, haben wir ein paar Kalorien verbrannt, also kann man es auch positiv sehen.
Dann standen wir wieder am Gleis 1 am Regionalbahnhof, also jener wo man es als 1. versucht hatte und fälschlicher weise eines Besseren belehrt wurde. Wir waren doch noch sehr entspannt, denn Raoul und Maria waren ja mit dem Auto unterwegs und hatten noch den ganzen Weg vor sich.
Prolog 3
Ankunft an der Südsee in Gießen.
Vom Gießener Bahnhof wurden wir mit einem Lächeln von Bärbel abgeholt und sie brachte uns direkt zum See, wo uns Marcus in Empfang genommen hatte. Gemeinsam warteten wir auf das Ehepaar Otter, die um 23:00 Uhr Gießen erreichte.
7 Stunden zuvor wurde Maria, direkt vom Schulfest abgeholt, in der Meinung zum Flughafen Graz zu fahren. Aber die Fahrt endete erst 800 km später in Gießen. Respekt vor so viel Flexibilität.
Prolog 4
Südsee, SC Gießen. Samstag 2.7.
Trotz der, nicht ganz so geplanten Anreise, freuten wir uns schon auf die Wettfahrt. Den Luxus, dass wir keine Boote zusammenbauen mussten, schätzen wir sehr. So hatten wir Zeit, uns bei unseren Deutschen Kollegen vorzustellen, uns umzusehen und uns ein Bild vom See zu machen der wunderschön gelegen ist. Mit kleinen Inselchen inmitten und ein Vogelschutzgebiet im hinteren Teil des Gewässers.
Die Winde sind von überall herkommend, und meistens von da, wo man es gerade gar nicht erwartet hätte, und, was nicht selten vorkam, plötzlich kein Wind. Es erklärt, warum die Deutschen Kielboote fahren. Wir waren vor allem um die netten Ratschläge für die Wettfahrt froh. Dies war vor allem für AUT 2002 notwendig, wie ihr gleich erfahren werdet.
Prolog 5
2 Wettfahrten – Start 14:00 Uhr
Die Aufteilung der Boote war vor Beginn der Wettfahrt geklärt. AUT 2000 auf einem Kielboot, AUT 2002 bekam die Schwertversion. Nun sollte man meine, das wäre ein Vorteil für AUT 2002, aber mit nichten. Ehepaar Otter kann man in einen Weidenkorb setzen, sie würden uns dennoch überholen. Und außerdem, verstehen wir diese heimtückischen Winde nicht. Abgesehen von den besonderen Bedingungen der Natur, waren da auch noch die Gegner. Unsere Deutschen Kollegen und -innen, haben gelernt mit den besonderen Umständen zurecht zu kommen und wir, AUT 2002 waren da, um zu lernen. Wenn man den Wind endlich eingefangen hatte, zeigte er sich von seiner anderen Seite, also im wahrsten Sinn, der Worte. Von der anderen Seite. Die Fock stand back, und wir wurden gebremst. Oder wir standen im „ÖL“ und die Bö fiel ein, um mir zu zeigen, dass ich zu langsam im Trapez bin. Kaum im Trapez ist der Wind wieder aus und eine Luvkenterung drohte. Links und rechts fuhren die Boote mit Backboard-Schot und Steuerboard-Schot vorbei. Wer uns kennt, der kann sich das Chaos am Schiff vorstellen. Es heißt nicht umsonst Ehe. Also „ehe“ die Vorschoterin von Board springt. Zu dem kamen noch; „Schlecht sehen tut man gut, aber gut hören tut man schlecht!“ So kam es leider zu einer Kollision mit dem Boot des Klassensekretärs der DE Vereinigung. Darf ich euch in Erinnerung rufen, dass zu Beginn unserer Reise ein Dominostein von Ereignissen zum Fall gebracht wurde? Schon vergessen? Et voilà, da war er wieder!
Zum Glück nicht viel passiert. Lässt sich reparieren. Die Peinlichkeit ist viel schlimmer, wenn man in ein ausgeborgtes Boot einen Kratzer macht, und noch viel peinlicher, wenn der Kratzer ein Krater ist. Die Germanen sind ein Volk, welches uns liebhat, auch wenn ihr Boot zerstört wurde. Mit gutgemeinten Worten unserer Freunde, wurde der Abend besonders. Die Abendsonne färbte den Himmel in leuchtende Farben. Die Sonne blieb extra für uns Österreicher viel länger am Horizont als bei uns zu hause. Zudem gab es gegrilltes und eine Salatkomposition der Deutschen Art. Bei gemütlichem Ambiente konnten wir unsere „Gegner“ und, was uns sehr freute, Karina, die Tochter vom Ehepaar Wörz, näher kennen lernen. Die Gemütlichkeit dauerte bis in den Sonntag hinein an und beendete einen aufregenden Tag.
Prolog 6
Wettfahrt 3
Der Sonntagmorgen begann vielversprechend. Wir erhielten die Bestätigung des planmäßigen Flugs nach Österreich per Mail.
So gingen wir unbeschwert in die 3. Wettfahrt, die etwa um 13:00 Uhr startete.
Die Odyssee der verrückten Winde begann von Neuem. Learning by doing. Gut, dass Raoul mit seiner Maria Österreich vertreten hatte. Sie zeigten der deutschen Nation, dass auch Ösis segeln können, und gewann die Regatta. AUT 2002, mischte sich mitten in die Ränge. Die Stadtregatta konnten unsere Freunde Bärbl und Marcus für sich entscheiden.
Sehr schöne Preise wurden verliehen. Für uns Ausländer gab es zur Erinnerung ein T-Shirt, über welches wir uns besonders gefreut haben.
Prolog 7
Die Heimreise – Sonntag 3.7.2022
Gegen 16:30 Uhr hieß es Abschied nehmen und die Fahrt nach Hause antreten. ACH JA, da war noch etwas zu erwähnen. Ein Dominostein, in der Kette von Ereignissen. Unser Flug wurde doch gecancelt. Da wir aber ein Backup, die Mitfahrgelegenheit im Auto von Raoul und Maria, hatten, konnten wir dieses Hindernis mit einem lächeln nehmen.
Die Fahrt verlief sorgenfrei und so erreichten wir 22:00 Uhr Linz. Die Otters haben unseretwegen einen Umweg in Kauf genommen, um uns am Flughafen Linz abzusetzen, wofür wir ihnen sehr dankbar sind. Die letzten Kilometer trennten uns vor unserem Zuhause. Oder gab es da noch einen Dominostein, der noch nicht umgefallen war? Bingo! Unser Auto, stand da ohne Kratzer aber stromlos. Kein bisschen pieps, kein Blinken, kein irgendetwas! Also standen wir mit dem Gepäck da und jetzt mussten wir einfach nur lachen. „Wenn`s läuft, dann läuft´s!“
Raoul und Maria setzten ihre Heimreise fort, während wir den Gelben Engel anforderten. Mit dem manuellen Aufsperren des Schlüssels kamen wir in den Wagen, wo wir in etwa eine Stunde auf den Techniker gewartet hatten. Gestartet und losgefahren. Zuhause angekommen empfingen wir eine WhatAapp Nachricht von Raoul, dass sie gesund angekommen wären. Wie bei den Regatten, Raoul startet als letztes, gewinnt aber das Rennen.
Ende gut, alles gut.
Nachwort:
Vielen lieben Dank, den Deutschen Aquila Segel-Kollegen-innen, dass ihr uns so herzlich aufgenommen hattet. Wir haben uns rund um wohl gefühlt.
Besonderen Dank gilt der Familie Wörz.
Sie haben uns empfangen, als ob die Queen käme. Es wurden uns die Zimmer gebucht. Am Clubgelände ein eigenes Zelt aufgestellt, welches liebevoll „das Österreicher Haus“ genannt wurde. Wir konnten uns dort jeder Zeit zurückziehen. Die Boote waren bereits im Wasser fix und fertig hergerichtet. Wir mussten nur noch unsere Segel heißen. An Kulinarik hat es uns an nichts gefehlt. Wenn etwas gefehlt hatte, war es am nächsten Tag da. Wir mussten nicht einmal Boote abbauen. Ein Luxuswochenende. Dafür haben wir gerne jedes einzelne Hindernis in Kauf genommen. DANKE, liebe Bärbel! DANKE, lieber Marcus!!!
Monika Kimmeswenger
AUT 2002
Hallo ihr tapferen „Aquilöre“
Liebe Monika, dein Bericht ist einfach Spitze und gehört sicher zu den besten bisher geschriebenen Beiträgen. Allerdings bei einer solchen Verkettung widriger Umstände gibt es natürlich ordentlich was zu berichten!!
Besonders hervorheben muss man natürlich eure ungeheure Leidensfähigkeit in Verbindung mit einer außerordentlichen Flexibilität und Ausdauer bei der Verfolgung eurer Ziele.
Das mit dem Weidenkorb kann man nur unterstreichen, Gratulation an Maria und Raoul!!!
Sogar meine Frau hat den Bericht mit einigen Lachern und mit viel Bewunderung für euch alle gelesen!!
Also noch einmal Gratulation, freue mich schon auf den Mattsee, wenn es auch am Traunsee nicht so super für uns gelaufen ist.
Fritz Wallisch (AUT 29)